Donnerstag, 13. Dezember 2012

Interview und Konzert mit Tony Lindsay und Alex Ligertwood am 13. Oktober 2012

Fröhlich kommen sie hereinspaziert – der aktuelle Santana-Sänger Tony Lindsay und der ehemalige Santana-Sänger Alex Ligertwood. Mit Tony bin ich um 14 Uhr zu einem Gespräch verabredet. Dass Alex dabei ist, freut mich sehr. Ihn hatte ich bereits im vergangenen Jahr ausführlich interviewt, daher hält er sich weitgehend zurück. 

Die beiden haben genügend Zeit mitgebracht. Bis zum Soundcheck und dem Konzert mit der Band The Magic of Santana, zu dem sie eigens aus den USA angereist sind, dauert es noch Stunden. Das Konzert vor vollem Haus im niedersächsischen Bad Fallingbostel wird ein furioser Auftritt mit mehr als drei Stunden begeisternder Santana-Musik.

Das gesamte Interview ist hier nachzulesen.























Sonntag, 10. Juni 2012

Santana – Shape Shifter (2012)

Ur-Santana-Schlagzeuger Michael Shrieve, der Santana im März 2006 auf einer Tour durch Südamerika begleitet, äußert sich begeistert über jene Erfahrung. Und er verrät bei der Gelegenheit, dass Carlos über ein neues Instrumentalalbum nachdenke, wobei dem alten Weggefährten gleich "Caravanserai" in den Sinn kommt. Auch Carlos erwähnt dieses Projekt im November 2007 und kündigt eine Veröffentlichung im Sommer 2008 an.


Als das Album 2012 auf Carlos' neuem Label Starfaith Records erscheint, vermarktet die Plattenfirma es als "album two decades in the making". Ungefähr seit "Milagro" (1992) wurde also daran gearbeitet, zumindest konzeptionell. Das passt durchaus.

Denn der Titelsong "Shape Shifter" mit indianischem Intro wird zwar bald zu einer treibenden, rockigen Nummer. Doch der indianische Gedanke – auf dem Cover dynamisch in Szene gesetzt und um zwei Zitate von Häuptlingen in den Liner Notes ergänzt – bildet tatsächlich eine Brücke zu "Milagro" und dem dortigen Song "Aqua Que Va Caer".

"Dom" ist ein eher sanftes Lied zum Träumen, wie auch "Angelica Faith" – so heißt Carlos' jüngste Tochter – welches bereits auf "Food For Thought" veröffentlicht wurde. "Dom" hätte ich aufgrund seiner melancholischen Melodie durchaus als osteuropäische Volksweise durchgehen lassen, doch die afrikanischen Brüder Touré haben es geschrieben. Von ihnen stammen neben "Dom" auch "Africa Bamba" (auf "Supernatural") und "Con Santana" (auf "All That I Am").

"Nomad", dumpf und schwer, demonstriert den erdigen, fast schon harten Sound, den Carlos seit einigen Jahren pflegt.

"Metatron" ehrt den Engel aus jüdischer und christlicher Mythologie sowie der modernen Esoterik, welcher Carlos in dessen Meditationen auf den Erfolg von "Supernatural" vorbereitete.

"Never The Same Again" und "In The Light Of A New Day" plätschern unauffällig vor sich hin. "Spark Of The Divine", mit einem Hauch von "Illuminations" am Anfang, fällt vor allem durch seine Kürze und sein sehr plötzliches und nicht wirklich nachvollziehbares Ende auf. Dabei hätte der göttliche Funke gerne noch einige Minuten weiterglimmen dürfen.

Bis hier sind alle Songs eher rockig und im mittleren Tempo gespielt, von Carlos' unermüdlich melodiöser Gitarre geprägt, aber ohne Percussion, die manch einem Fan sicher fehlen wird. Gitarre, Keyboards (Chester Thompson), Bass (Benny Rietveld) und Schlagzeug (Dennis Chambers) bleiben weitgehend für sich. Die Aufnahmen entstanden größtenteils 2001 in den Fantasy Studios im kalifornischen Berkeley. "Metatron" und "Angelica Faith" stammen aus dem Jahr 1996, wurden 2001 aber mit neuen Gitarrenparts versehen. Sie sind gefällig, intensiv arrangiert und daher trotz abwesender Percussion ziemlich gut.

Bei "Macumba In Budapest" – welch ein schräger Titel – geht es endlich richtig los, auch wenn er zum Schluss nach den vorherigen Songs klingt. Hier hören wir endlich Percussion, die eine sehnsuchtsvolle Melodie begleitet, bevor in einer Boogaloo-Passage das Feuer brennt.

"Mr. Szabo" meint natürlich Gabor Szabo, den Komponisten von "Gypsy Queen". Und wer dessen Album "Spellbinder" kennt, wird sich den ganzen Song über intensiv daran erinnert fühlen, denn er wimmelt nur so von Zitaten. Richtig toll gemacht. Akustische Gitarre und auch der Percussion-Teppich sind ganz im Szabo-Stil gehalten. Dieser Song rechtfertigt in meinen Augen bereits die Anschaffung des Albums.

Mit "Caravanserai" hat "Shape Shifter" immerhin gemeinsam, dass auf einem Stück eben doch gesungen wird. "Eres La Luz" mit den Stimmen von Tony Lindsay und Andy Vargas ist eine feine Samba, an der Fans der frühen Santana-Musik ihre Freude haben werden.

"Canela" erhält nach einem Break nach drei Minuten ebenfalls lateinamerikansches Flair, macht Dampf und löst nicht zuletzt durch das nunmehr leidenschaftliche Zusammenspiel von Gitarre, Piano (Salvador Santana) und Hammondorgel Wohlgefallen aus.

"Ah, Sweet Dancer", diesen gefühlvollen und langsamen Song, kennen wir bereits von der DVD "Hymns For Peace". Carlos hat ihn in einem Taxi in Deutschland erstmalig gehört und in sein Programm integriert. Damit klingt das Album besinnlich aus.

Einem Santana-Fan, dessen Herzrhythmus durch Congas und Timbales bestimmt wird, fällt die abschließende Bewertung schwer. Denn wenn die Percussion über weite Strecken fehlt, ist die Musik irgendwie nicht, was man von Santana erwartet. Andererseits darf die Band durchaus neue Wege beschreiten. Carlos' Gitarre ist von beträchtlicher Allgegenwart und Dominanz. Und sie klingt wirklich gut. Die Soli sind kreativ und oft richtig schön. Sie sind keineswegs belanglos dahin gespielt, sondern kraftvoll und mit Seele. Daher halte ich "Shape Shifter" insgesamt für ein gelungenes Album.

Donnerstag, 22. März 2012

The Magic of Santana und Alex Ligertwood in Sittensen

Am 17. März 2012 luden The Magic of Santana und der ehemalige Santana-Sänger Alex Ligertwood zu ihrem dritten Konzert in den Theatersaal des Schulzentrums Sittensen. Und sie präsentierten fast zweieinhalb Stunden Musik vom Feinsten.


Es mögen wohl etwa 200 Zuschauer gekommen sein. Der Raum war gut gefüllt. Stühle reichten nicht aus und eilig wurden weitere herangeschafft. Diese erwiesen sich jedoch als unnötig, denn viele Besucher hielt es nicht lange auf ihren Sitzen. Alex forderte sie zum Tanzen auf und dieser Einladung folgten sie gerne.


"Marathon", ein kurzes und heißes Instrumental, bildete den programmatischen Auftakt. Dann kamen einige der alten Santana-Hits wie "Evil Ways", "Jingo Lo Ba", "Black Magic Woman/Gypsy Queen" und "Oye Como Va". Die Musik brodelte. Die Stimmung war ausgelassen. Wer tanzen wollte, tanzte.


Mit "Somewhere In Heaven" und "Europa" folgten zwei etwas ruhigere Songs, wobei Bassist Martin "Wunz" Hohmeier "Europa" durch ein längeres Solo anreicherte.


"Hold On" bildet so etwas wie einen Höhepunkt der Konzerte mit Alex, denn in diesem Stück unterhält er sich nicht nur mit der Gitarre von Gerd Schlüter auf "Guitarese", einem Dialog von Stimme und Instrument, sondern er bezieht auch das Publikum mit ein. Gegenüber der unauffälligen Albumversion ist "Hold On" live mit all diesen Einlagen kaum wieder zu erkennen und begeistert jedes Mal.


The Magic of Santana orientiert sich von der Besetzung her an Santana. Daher können sich Jürgen Pfitzinger an den Congas, Andreas Rohde an den Timbales und der neu hinzugekommene Markus Zell am Schlagzeug bei bestimmten Passagen in Songs wie "No One To Depend On" ebenso mit kleinen Soli abwechseln, wie Fans es vom Original her kennen. Die Band ist durchweg mit hervorragenden Musikern besetzt, die keine Wünsche offen lassen.


Natürlich fehlten auch das verzaubernde "Samba Pa Ti" und neuere Titel wie "Corazon Espinado", "Maria" und "Smooth" nicht. Und als das Konzert drei Stunden nach dem Beginn (es hatte eine halbstündige Pause gegeben) mit "Make Somebody Happy" endete, waren längst alle glücklich über diesen gelungenen Abend.

Als einziger Wermutstropfen sei die Beleuchtung erwähnt. Gleißendes weißes Licht, für Theateraufführungen wohl angemessen, war zu hell für ein Konzert dieser Art, blendete teilweise gar die Musiker, nahm der Bühne die optische Tiefe und wirkte einfach unmagisch.